Pflanzen - Lindas Zimmerdschungel

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Pflanzen

Über Pflanzen im Aquarium gibt es zahlreiche Bücher und Datenbanken, die die einzelnen Arten und ihre Ansprüche beschreiben. Das Ziel dieses Textes ist es, die Bedeutung der Pflanze als Ergänzung zum tierischen Leben im Biotop Aquarium hervorheben.

Pflanzen sind für das biologische Gleichgewicht eines Aquariums nahezu unverzichtbar. Ohne pflanzliches Leben (dazu gehören auch die Algen i.e.S.) kann etwa Nitrat als wesentliches Produkt des bakteriellen Schadstoffabbaus nicht innerhalb des Systems verarbeitet werden und muss im Normalfall durch eine entsprechend höhere Wasserwechselfrequenz und/oder mit Hilfe von Luftwurzeln terrestrischer Pflanzen wie etwa Scindapsus oder Philodendron entsorgt werden.

Darüber hinaus produzieren Pflanzen unter Lichteinwirkung bekanntlich Sauerstoff, wobei sie das von den Tieren (und Nitrifikationsbakterien) ausgeatmete Kohlendioxid aufnehmen. (Neben diesem Assimilationsstoffwechsel verbrauchen auch Pflanzen nachts Sauerstoff, allerdings in geringerem Maß als sie tagsüber erzeugen.)

Die Erfahrung zeigt, dass gute Lebensbedingungen für Pflanzen gleichzeitig die Garantie sind für das Gedeihen des tierischen Lebens in einem Aquarium. Das Problem besteht meist darin, diese Bedingungen zu schaffen, weil - wie so oft in der Aquaristik - zahlreiche Faktoren miteinander in Wechselwirkung stehen.


Licht und Kohlendioxid


Wie bereits erwähnt ist Licht die Grundlage für die Assimilation, bei der Pflanzen (und auch einige Bakterienarten wie z.B. die als 'Blaualgen' bekannten und gefürchteten Cyanobakterien) mit Hilfe der aus dem Licht bezogenen Energie aus Kohlenstoff und Wasser Zucker und Stärke erzeugen. Den Kohlenstoff beziehen sie dabei in erster Linie aus dem im Wasser gelösten Kohlendioxid. Licht ist sozusagen der Stoffwechselturbo einer Pflanze. Ohne den Treibstoff Kohlendioxid läuft es allerdings nur mäßig.

Schlechtes Pflanzenwachstum steht deshalb oft im Zusammenhang mit einem Mißverhältnis von Licht und CO2-Gehalt des Wassers. Genauer gesagt ist für die gegebene Beleuchtungsstärke meist zu wenig Kohlendioxid im Wasser vorhanden. Dass - wie Beobachtungen zeigen - verschiedene Pflanzenarten in ein und demselben Aquarium verschieden gut wachsen mag an ihren unterschiedlichen Ansprüchen liegen. Dabei kommt es durchaus häufig vor, dass die Favoriten wechseln sobald sich die Bedingungen auch nur geringfügig verändern, etwa nach dem Austausch von Leuchtmitteln, nach Zu- oder Abnahme des Fischbesatzes oder nach dem Auslichten der Pflanzen. Selbst die Umstellung der hauptsächlichen Futterart (Lebend-/Trockenfutter) hat Einfluss auf das biologische Gleichgewicht und in der Folge auf den Pflanzenwuchs.

Das in Relation zur Beleuchtungsintensität erforderliche Kohlendioxid kann ggf. auch künstlich zugeführt werden. Diese Methode ist nach meinem Dafürhalten aber nur für stark bepflanzte und mit nur wenig tierischem Leben besetzte Aquarien (Stichwort 'Takashi Amano') sinnvoll.

Sehr kritisch im Hinblick auf die Bedingungen für ein gutes Pflanzenwachstum sehe ich alle Maßnahmen, die den CO2-Gehalt des Aquarienwassers absichtlich reduzieren. Dazu gehört die so genannte Belüftung mittels Membranpumpe und Ausströmerstein genauso wie das Anbringen des Filterauslaufs nahe der Wasseroberfläche. Zumindest in nicht überbesetzten und gut eingefahrenen Aquarien halte ich das nicht für nötig. Es führt oft zu einem verstärkten Algenwachstum, während die Pflanzen kümmern.

Bei der Gelegenheit der Hinweis, dass die Sauerstoff-Aufnahmekapazität des Wassers nicht davon abhängt, wieviel Kohlendioxid im Wasser gelöst ist! Die 'Belüftung' fördert lediglich den Gasaustausch mit der Umgebungsluft.

Als Fan des natürlichen Gleichgewichts versuche ich in meinen Aquarien immer, das Verhältnis von Fischen und Pflanzen möglichst ausgewogen zu halten. Dadurch erreiche ich neben dem Ausgleich von CO2-Produzenten und -Assimilanten auch eine weitgehende Wartungsfreiheit des Beckens, da die anfallenden Stoffwechselprodukte der tierischen Lebewesen als Dünger für die Pflanzen reichen ohne das Algenwachstum zu fördern.

Damit sind wir auch schon beim nächsten Thema ...


Dünger


Pflanzen brauchen Liebe - und Substral.

Was für Landpflanzen vielleicht gerade noch gelten mag halte ich beim Aquarium für den am Häufigsten anzutreffenden Irrglauben. Ja, auch Wasserpflanzen haben unterschiedliche Ansprüche was die Nährstoffe im Boden betrifft, und es gibt Gattungen wie etwa Echinodorus oder Crinum, die durchaus schwerere Böden vertragen. Die meisten Aquarienpflanzen kommen aber mit wesentlich weniger Düngergaben aus als die meisten AquarianerInnen denken. Vor allem in einem ausgewogen mit Fischen besetzten Becken reichen deren Stoffwechselabbauprodukte im Normalfall aus um die Pflanzen mit Nährstoffen zu versorgen.

Wie im vorigen Kapitel erwähnt hängt das Pflanzenwachstum sehr stark vom Verhältnis Licht zu Kohlendixid ab. Stagniert das Wachstum DESHALB, nützt es gar nichts, Mineraldünger einzubringen. Im Gegenteil: Über den freuen sich die Algen und Cyanobakterien, die von den Ansprüchen her deutlich toleranter sind als die Höheren Pflanzen.

Lediglich bei besonders nährstoffbedürftigen Pflanzen wie z.B. den oben angeführten Schwertpflanzen und Hakenlilien empfiehlt es sich, ab und zu eine maßvolle Mineraldüngung vorzunehmen. Sehr gut dafür geeignet sind Kügelchen aus getrocknetem Lehm, die im Wurzelbereich in den Boden gedrückt werden.


Zum Abschluss - ein paar Pflanzentipps für die Neueinrichtung eines Aquariums


  • Bodengrund: Ich verwende seit Jahren gemischten Sand (Körnung 0,05 - 6 mm) in einer Schichtdicke von 4 bis 7 Zentimetern. Vorteile: Die Wurzeln der Pflanzen haben von Beginn an festen Halt, Futterreste bleiben an der Bodenoberfläche, wo sie von Schnecken und allenfalls Garnelen rascher gefunden werden. Im Bodengrund siedeln sich unterschiedliche Bakterien an, die die Stoffwechselprodukte der anderen Bewohner verarbeiten. In den tieferen sauerstoffarmen Zonen eines feinkörnigen Bodens kann es dabei sogar zu einer weiteren Stufe des Eiweißabbaus kommen, bei der anaerobe Bakterien das Nitrat zu gasförmigem Stickstoff reduzieren, der von den Pflanzen aufgenommen wird oder aus dem Wasser entweicht. Eine feine Körnung vergrößert die Oberfläche für die Bakterienbesiedlung.


  • Erstbepflanzung: Setzen Sie auf starkwüchsige Pflanzen. Nicht zu viele Arten, aber doch ein paar verschiedene. Nicht alle wachsen unter den gegebenen Bedingungen gleich gut. Und vor allem: Sparen Sie nicht bei der Anzahl!


  • Was nicht gut wächst wird ersetzt durch zusätzliche Exemplare einer besser wachsenden Art. Einem möglichen CO2-Mangel beugen Sie durch Schattierung vor, am Besten mittels Schwimmpflanzen. Diese entziehen die von ihnen benötigten Nährstoffe dem Wasser, für die Assimilation verwenden sie aber atmosphärisches Kohlendioxid.


  • Algen: Sie sind in der Anfangsphase kaum zu vermeiden. Mein Tipp: Lassen Sie sie im Aquarium! Meist erfüllen sie vorübergehend die ökologische Funktion der noch nicht ausreichend etablierten Höheren Pflanzen und verschwinden von selbst, sobald die Bedingungen für das Pflanzenwachstum besser geworden sind.


  • Schnecken: Keine Angst vor Schnecken! Als Restlesser sind Blasen, Posthorn- und Turmdeckelschnecken hervorragende Helfer bei der Aufrechterhaltung der Wasserqualität. Massenvermehrung ist immer ein Zeichen eines Nahrungsüberangebots. An lebenden Pflanzen vergreifen sich die genannten Arten nicht. Turmdeckelschnecken lockern zudem den Boden auf und verhindern so die Bildung von Fäulnisherden auch bei feinem Bodengrund.



Stichworte und links


Redfield Ratio
und Minimumfaktor

 
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