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Wasserwerte
Vorweg: Als ich in den 1970er-
Wir richteten unsere Aquarien ein (allenfalls mit einem Schuss Aqua Safe), warteten, bis sich die Trübung gesetzt hatte, bepflanzten die Becken ordentlich ordentlich und setzten -
Als ich mich 2005 in einem aquaristischen Diskussionsforum anmeldete, stellte ich überrascht fest, dass die Aquarienchemie offenbar einen ungeheuren Aufschwung genommen hatte. Die Kenntnis aller möglichen Wasserwerte und natürlich der Besitz der dafür nötigen zahllosen Testreagenzien scheint wichtiger geworden zu sein als das Wissen um die sonstigen Bedürfnisse der Aquarienbewohner
Ein Aquarium ist grundsätzlich ein Lebensraum, der nach Naturgesetzen funktioniert. §1 lautet: Jeder Eingriff hat nicht nur eine, sondern eine ganze Fülle von Auswirkungen.
Zahlreiche (z.T. populärwissenschaftlich aufbereitete und so allgemein verständliche) Internetseiten geben Auskunft über die komplexen Wechselwirkungen, ein paar links sind beispielhaft am Ende dieser Seite angeführt. Ich möchte deshalb bloß ein paar wenige Parameter explizit anführen, von denen ich glaube, dass sie einerseits wichtig sind (Nitrit) und andererseits gute Beispiele für das Zusammenwirken (Leitfähigkeit -
Ich selbst besitze nur AHS-
Und schließlich möchte ich noch anmerken, dass für die Meerwasseraquaristik in weiten Bereichen andere Kriterien gelten als für die hier behandelte Süßwasseraquaristik. Brackwasser rechne ich in diesem Sinn dem Süßwasser zu, auch wenn sich bspw. der Stickstoffkreislauf mit steigender Salinität in Richtung Meerwasser verändert.
Nitritpeak und Einfahrzeit
Nitrit (NO2) entsteht beim Abbau stickstoffhaltiger Verbindungen. Aus aquaristischer Sicht sind das in erster Linie Proteine in tierischen Ausscheidungen, Futterreste und abgestorbenes organisches Material. Als starkes Fischgift ist Nitrit schon in geringen Konzentrationen äußerst schädlich und meist verantwortlich für Todesfälle bei Fischen. Es verhindert den Gasaustausch im Blut und führt zum Tod durch Ersticken. Ein deutliches Anzeichen einer Nitritvergiftung ist Atemnot.
NO2 möchte ich deshalb als den einzigen wirklich wichtigen Wasserwert bezeichnen.
In dem ganzen Abbauprozess (Stichworte ‚Nitrifikation' und ‚Stickstoffkreislauf') spielen Bakterien eine wesentliche Rolle. Sie sorgen dafür, dass die giftigen Ausgangsprodukte in das weit weniger schädliche Nitrat (NO3) umgewandelt werden, das seinerseits pflanzlichem Leben (auch Algen) als Nahrung dient.
Abgesehen davon, dass der Abbau in mehreren Schritten von verschiedenen Bakterien erfolgt und sich die einzelnen Arten unterschiedlich rasch entwickeln, darf man nicht vergessen: Von nix kommt nix.
Ganz stimmt das aber auch wieder nicht, denn alle nötigen Bakterien sind als Sporen in der Luft vorhanden und siedeln sich bei geeigneten Bedingungen ganz von selbst an: Im Filtermaterial, im Bodengrund, als Biofilm an sämtlichen Oberflächen -
Das ‚Einfahren' eines Aquariums unter nahezu sterilen Verhältnissen (Bodengrund und Dekoration ausgekocht, Pflanzen desinfiziert und von Schnecken befreit) hat deshalb wenig Sinn und verlängert nur die Zeit, bis sich ein halbwegs stabiles (bakterielles) Gleichgewicht eingestellt hat. Oft hört man von Neulingen in der Aquaristik, dass sie ‚ohnehin die empfohlene Einfahrzeit von zwei, drei, vier Wochen eingehalten und den Nitritpeak abgewartet' hätten, aber ‚trotzdem sind die Fische kurze Zeit nach dem Einsetzen gestorben'. An sich kein Wunder, denn das plötzliche Einbringen einer größeren Anzahl tierischer Lebewesen stört das noch labile Gleichgewicht eines neu eingerichteten Aquariums enorm. Der so genannte Nitritpeak, also der Maximalwert des fischgiftigen NO2 nach der Neueinrichtung, wird natürlich auch bei nur geringen Mengen an abbaufähigem Material auftreten -
Es reicht also nicht, nur diesen einen einen bestimmten Zeitpunkt abzuwarten. Wichtig ist, das System grundsätzlich als Wechselwirkung zu verstehen und auf Kontinuität zu achten. Das heißt:
1) Einrichtung ohne Sterilitätswahn (Wurzeln, anderes Dekorationsmaterial und Bodengrund aus dem Handel sind üblicherweise nicht mit Fisch-
2) Möglichst frühes Einsetzen von -
3) Füttern. Natürlich nur ganz wenig. Aber ohne Nahrung bilden sich auch nicht Bakterien in ausreichender Menge.
Der Fortschritt der Bakterienansiedlung ist anhand der Nitritentwicklung feststellbar. Vergleichsweise rasch vermehren sich jene Bakterien, deren Stoffwechsel Ammoniak in Nitrit verwandelt. Jene Arten, die NO2 aufnehmen und zu Nitrat oxidieren, haben eine schwächere Vermehrungsrate. (Das ist die Ursache für den 'Nitritpeak'.)
4) Nach und nach Einsetzen der Fische, nie zu viele auf einmal. Dabei NO2-
5) Mulm ist nicht Dreck! Das Verrottungsprodukt Mulm besteht zu einem Großteil aus nützlichen Bakterien und ist für viele Fischarten ein ausgesprochener Wohlfühlfaktor.
pH-
Der pH-
Von einem sauren Wasser wird gesprochen, wenn der pH-
Artenbeschreibungen von Fischen beinhalten meist, dass sie entweder weiches, saures Wasser benötigen oder hartes, alkalisches. Natürliche Oberflächenwässer können -
Der Säuregrad steht normalerweise in einem engen Zusammenhang mit der Karbonathärte, einem Maß für die im Wasser gelösten Salze der Kohlensäure: Je höher die KH, desto geringer ist die Gefahr, dass der pH-
Für die Gesamthärte (GH) sind die im Wasser gelösten Salze der Erdalkalimetalle, vor allem Calcium und Magnesium, verantwortlich. In der Regel ist die Karbonathärte niedriger als die Gesamthärte. Es gibt aber auch Ausnahmen, nämlich dann, wenn es sich um (Hydrogen-
In typischen Weichwassergebieten wie etwa dem Rio Negro oder vielen südostasiatischen Urwaldbächen ist das Wasser durch Huminstoffe angesäuert, sie weisen allein schon deshalb einen pH-
DEN wesentlichen
Wichtig ist außerdem zu wissen, dass das Wasser in Wechselwirkung steht mit der Umgebungsluft: Über die Wasseroberfläche erfolgt ein ständiger Gasaustausch, weil sich die Mengenanteile der einzelnen Gase in Luft und Wasser einander angleichen. Meist wird Kohlendioxid vom Wasser an die Luft abgegeben. Je stärker die Oberfläche bewegt ist, desto massiver ist die CO2-
Pflanzen benötigen für den Assimilationsstoffwechsel Kohlenstoff. Den beziehen sie normalerweise aus dem im Wasser vorhandenen CO2. Ist davon für ihren Bedarf (der hängt auch von der Beleuchtung ab) zu wenig vorhanden, verhungern sie -
Natürliche Gewässer, die warm, nährstoffreich, stark verkrautet und sonnenexponiert sind, können trotz geringer Wasserhärte einen alkalischen pH-
Ein ganz anderes Beispiel für die Abweichung von den Regeln ist der ostafrikanische Malawisee oder die nordamerikanischen Sodaseen: Der hohe Anteil an Natriumhydrogenkarbonat führt zu einem stark alkalischem Wasser bei geringer Gesamthärte. Hier bedeutet ‚alkalisch' demnach nicht ‚hart'. (siehe oben: Natrium ist kein Erdalkalimetall, deshalb zählen Na-
Aufgrund seiner Abhängigkeit von einer ganzen Reihe anderer Faktoren ist der pH-
Eine weitere Methode zur Aufbereitung des Wassers ist die Verwendung von Torf -
Gesamtsalzgehalt und Leitfähigkeit
Im vorigen Kapitel wurde den 'traditionellen' Wasserwerten pH-
Fische, die den Empfehlungen nach 'weiches, saures Wasser' benötigen, sind ganz einfach an salzarmes Wasser mit niedriger Leitfähigkeit gewöhnt. Das ist -
Für die Haltung von Aquarienfischen ist die Aufbereitung nicht optimalen Wassers nach den im Vorkapitel beschriebenen Methoden normalerweise nur nötig bei Wildfängen oder bei besonders ungünstigem Ausgangs-
dass der vom Salzgehalt abhängige osmotische Druck die Embryonalentwicklung und den Schlupf beeinflusst.
Zusammenfassung
Von den Wasserwerten wirklich relevant für den Durchschnittsaquarianer ist nach meinem Dafürhalten nur der Nitritwert und in dem Zusammenhang natürlich die grundsätzliche Kenntnis des Eiweißabbauprozesses in einem Aquarium (Stichwort 'Nitrifikation').
Karbonat-
Der pH-
interessante links
Knut Niebuhrs Anmerkungen über Nitrit sowie über Stickstoff im Aquarium und den Nitritpeak